Auswirkungen der Landschaftszerschneidung auf Rothirsch und Wildkatze

Katharina Westekemper, Göttingen

Die zunehmende Zerschneidung von Lebensräumen beeinflusst den genetischen Austausch wildlebender Tiere. Doch wie gravierend wirkt sich dies auf die bundesweite Konnektivität und genetische Diversität der Indikator- und Leitarten Wildkatze (Felis silvestris silvestris) und Rothirsch (Cervus elaphus) aus?

Im Rahmen der Dissertation wurden anhand räumlich hoch aufgelöster genetischer Daten die effektive Konnektivität, großflächige Fragmentierungseffekte und weitere den Genfluss beeinflussende Faktoren wie beispielsweise Infrastrukturelemente und jagdliches Management erforscht.
In Kooperation mit dem Senckenberg Forschungsinstitut, dem Deutschen Jagdverband e. V. und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. wurde ein Monitoring mit anschließender landschaftsgenetischer Analyse durchgeführt. Diese basieren auf genetischen Daten, die mit Informationen über die Heterogenität der Landschaft und räumlichen Statistiken verschnitten werden. So können die direkten die Auswirkungen von Landschaftselementen auf den Genfluss ermittelt werden.

Die Analysen für die Wildkatze zeigten die positiven Auswirkungen von Wald und landwirtschaftlichen Flächen auf den genetischen Austausch und betonten die starken negativen Auswirkungen der anthropogenen Infrastruktur auf die Vernetzung der Wildkatze. Insbesondere die hohe Anzahl von Landstraßen verringerte den Genfluss zwischen Wildkatzen in ihrem deutschen Verbreitungsgebiet und bildet eine starke Barriere.

Die genetische Vielfalt des Rotwildes in Deutschland ist besonders in den Bundesländern, in denen es nicht frei wandern darf, stark eingeschränkt und in einigen Populationen wurden bereits Anzeichen von Inzucht gefunden. Die landschaftsgenetischen Analysen bestätigen die Wildkatzenergebnisse und heben die negativen Auswirkungen von Straßen und Siedlungen hervor. Gleichzeitig spiegeln die Ergebnisse die negativen Effekte der aktuellen Managementpraktiken durch die verbreitungsbeschränkenden Rotwildgebiete zur Regulierung des Rotwildvorkommens auf den Genfluss und die genetische Struktur wider.

Die Dissertation kommt zu dem Schluss, dass es für die genetische Vernetzung sowohl von Wildkatzen- als auch von Rotwildpopulationen empfehlenswert ist, verkehrsbedingte Barrieren zu reduzieren und den öffentlichen Personennahverkehr auszubauen, sichere Landschaftskorridore für den Genfluss wie z. B. den Wildkatzenwegeplan oder den Bundeswildwegeplan zu etablieren, sowie die politisch determinierten rotwildfreien Gebiete abzuschaffen bzw. die Jagd auf (männliches) Rotwild entlang von Korridoren zu untersagen.

Die Dissertation ist unter https://ediss.uni-goettingen.de/handle/11858/13992 erschienen und unter https://ediss.uni-goettingen.de/bitstream/handle/11858/13992/Westekemper_Katharina_eDiss.pdf?sequence=2&isAllowed=y abrufbar.

Mit dem kleinen Film unter https://www.youtube.com/watch?v=zYYwgPLeNdc wurden die Ergebnisse aus Gießen und Göttingen veranschaulicht.


Scroll to Top