Das Land Tirol verfolgt die Strategie mehr Bürger*innen in die aktive Mobilität einzubinden, um bis zum Jahr 2050 Energieautarkie zu erreichen. Eine Planungsidee, die ein Wegbereiter für dieses Ziel sein könnte, ist das 15-Minuten-Stadt (FMS) Konzept von Moreno et al. Dieses Modell soll den Einwohner*innen von Städten erlauben, ihre täglichen Bedürfnisse und Aktivitäten innerhalb von 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erledigen. Insbesondere die strategisch günstige Verknüpfung der sechs Funktionen Wohnen, Arbeiten, Handel, Gesundheitswesen, Bildung und Unterhaltung soll eine höhere Lebensqualität ermöglichen. Weitere Vorteile sind die Förderung der Nachhaltigkeit, die Stärkung der Gemeinschaft und Inklusion sowie die Verbesserung des psychophysischen Wohlbefindens.
Ziel der Arbeit war es, die Chancen und Herausforderungen für die Anwendung des FMS-Konzepts in der Stadt Innsbruck zu untersuchen. Wesentliches Ergebnis der Untersuchung war, dass bereits einige Voraussetzungen in Form von Strategien für Innsbruck bestehen, um aktive Mobilität und das Wohlbefinden in der Stadt Innsbruck zu fördern, so wie das FMS-Konzept es vorschlägt. Als Strategien und Pläne auf der kommunalen Ebene Innsbrucks sind der Radmasterplan 2030, der Masterplan Gehen 2030 und die Klimawandelanpassungsstrategie mit Stadtklimaanalyse zu nennen. Auf Landesebene gibt es das schon genannte Ziel „Tirol 2050 energieautonom“, die Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie „Leben mit Zukunft“ mit Maßnahmenprogramm und das Tiroler Mobilitätsprogramm 2022–2030.
Die verschiedenen Funktionen aus dem FMS-Konzept sind, bis auf wenige Ausnahmen, in Innsbruck aktuell stark auf das Stadtzentrum fokussiert. Da Innsbruck flächenmäßig eine kleinere Stadt ist, wird die Erreichbarkeit dieser Einrichtungen von den befragten Bewohner*innen aber überwiegend positiv bewertet. Markant ist allerdings der Mangel an Grünflächen, der in den Stadtteilen Innenstadt und Wilten hervorgehoben wurde. Während die Analyse der Befragung für die Fußweg-Infrastruktur gute Beurteilungen erzielte, zeigten sich deutliche Lücken in der Fahrradweg-Infrastruktur. Dies äußerte sich unter anderem in den schlechten Bewertungen für die Radwege, Fahrradparkplätze und auch von der Verkehrssituation an sich für Radfahrende. Auch die meisten Wünsche, die im Zuge der Befragung genannt wurden bezogen sich auf den schlechten Zustand der Radwege und einen Ausbau dieser. Für die Realisierung einer 15-Minuten-Stadt in Innsbruck muss deshalb vor allem der Radverkehr forciert werden, aber auch die breitere Bereitstellung von Grün- und Parkanalgen sowie eine dezentralere Verteilung der FMS-Funktionen. Dies könnte maßgeblich von der tatsächlichen Umsetzung der geplanten Strategien auf kommunaler und Landesebene beeinflusst werden.
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