Das Projekt OrniTrans untersucht die These „Vogelfreundliche Verkehrsinfrastrukturen sind immer auch menschenfreundlich“. So schlicht diese Vermutung auf den ersten Blick auch scheinen mag – wenn sie empirisch bestätigt würde, könnte sie enorme Wirkungen entfalten. Dahinter steckt die Überlegung, dass Menschenfreundlichkeit schwierig zu bestimmen ist und auch von allerlei subjektiven Faktoren abhängt. Das lässt sich durch Umfragen und Interviews durchaus zuverlässig bewerten; der Aufwand wäre für die vielen Straßen, (Park-)plätze und andere Verkehrsinfrastrukturen in Deutschland aber sehr aufwändig. Der Grad der Vogelfreundlichkeit ist jedoch objektiver und einfacher bestimmbar – vor allem wenn sich nachweisen ließe, dass der geschulte Blick von vogel-interessierten Bürger*innen zuverlässige Rückschlüsse auf die Vogelfreundlichkeit ist. Solche Erhebungen finden im Rahmen der „Stunde der Gartenvögel“ ohnehin regelmäßig statt. Das dazugehörige Stichwort lautet „Citizen Science”. OrniTrans ist daher ein angewandtes Forschungsprojekt, das von einem interdisziplinären Team von Stadt- und VerkehrsplanerInnen sowie AvifaunistInnen und OrnithologInnen durchgeführt wird. In einem Schritt untersucht es die Wirkungszusammenhänge von baulichen Faktoren (z.B. Straßenbreite, Versiegelungsgrad), der verkehrlichen Situation (Fahrzeuganzahl, Geschwindigkeit u.a.) und den Auswirkungen auf Menschen wie zum Beispiel Aufenthaltsdauer, Lärmpegel, subjektives Wohlgefühl (durch Befragungen) und anderer Faktoren; besonders Augenmerk wird hierbei auf Kinder und SeniorInnen gelegt. In einem parallelen Schritt untersucht das OrniTrans-Team die Lebensbedingungen für Vögel; dazu gehört u.a. die Verfügbarkeit von Nahrung, Nistmaterial und vielem mehr. Natürlich wird auch die Anwesenheit, die Artenzusammensetzung und die Gesangsqualität von Vögeln untersucht. Sofern sich aus dieser Untersuchung statistische Zusammenhänge zwischen diesen Faktoren zeigen, ließen sich daraus Handlungsempfehlungen ableiten, etwa für VerkehrsplanerInnen, LandschaftsarchitektInnen, Grünflächen-Pflegeteams usw. Das OrniTrans-Team verfügt über entsprechende Kontakte und wird auf allen möglichen Kanälen die Ergebnisse der Studie kommunizieren. Letztlich ist es das Ziel, die Vogel- und Menschenfreundlichkeit unserer Städte gleichzeitig zu erhöhen. Die öffentlichen Sympathien, die Vögel oft genießen, können dazu bewusst genutzt werden. Erste Erkenntnisse aus dem Projekt wurden unter Sustainability | Free Full-Text | Impacts of Traffic Infrastructure on Urban Bird Communities: A Review (mdpi.com) publiziert.
Foto: „Kostenlos für den persönlichen und kommerziellen Gebrauch“ Quelle: https://pxhere.com/de/photo/1014552